Vom Tao zu den 5 Elementen

Wenn du meinen Artikel zum Thema Yin und Yang kennst, weißt du bereits: Alles entsteht aus dem Tao und alles kehrt ins Tao zurück. Das Tao zeigt sich in unserer Welt in den zwei Kräften Yin und Yang, die als polare Gegensätze eine Einheit bilden.

Darüber hinaus manifestiert sich das Tao als Polarität von Yin und Yang in 5 Elementen: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Aus diesen 5 Elementen basieren nach der chinesischen Weltanschauung die „zehntausend Dinge“, das heißt alle materiellen und immateriellen Phänomene des Kosmos.

Warum sind es genau 5 Elemente? Die Zahl 5 gilt in China als die Zahl des Lebens. Wenn du bereits eine Persönlichkeitsanalyse bei mir gemacht hast, weißt du, dass die 5 im Zentrum des Lo Shu Gitters steht und u.a. darauf hinweist, ob und inwiefern wir mit unseren Beinen „mitten im Leben“ stehen.

Wie funktionieren die 5 Elemente?

Im Taoismus sowie in der Traditionellen Chinesischen Medizin stellt die Theorie der 5 Elemente ein wesentliches Prinzip dar. Übrigens gibt es in vielen alten Naturphilosophien eine Elemente-Lehre, die aus entweder vier oder fünf Elementen besteht.

Alles zehntausend Dinge manifestieren sich aus den 5 Elementen und ihrem Zusammenspiel. Sie beeinflussen sich gegenseitig, folgen aufeinander und bedingen sich. Man sagt:

Holz nährt Feuer – Feuer nährt Erde – Erde nährt Metall – Metall nährt Wasser – Wasser nährt Holz.

Ein Element nährt das andere: Holz nährt Feuer, damit es brennen kann. Feuer wird zu Asche, welches die Erde nährt und fruchtbar macht. Die Erde bringt Metalle hervor, somit nährt die Erde das Metall. Metall nährt Wasser, weil es das Wasser mit Spurenelementen und Mineralstoffen anreichert. Wasser nährt Holz, damit Bäume und Pflanzen wachsen können. So schließt sich der Nährzyklus der 5 Elemente.

„Schwächelt“ ein Element, kann es das andere nicht nähren und es kommt zu einem Ungleichgewicht. Im menschlichen Körper führen Ungleichgewichte zu Krankheit. Deshalb ist es das Ziel aller TCM-Behandlungen, dass die Harmonie und Balance im Körper (wieder)hergestellt ist.

Alles, was lebt und sich wandelt, verändert oder sich bewegt, braucht die 5 Elemente, um überhaupt sein zu können. Aber auch alles (scheinbar) Unbelebte – z.B. Steine, Luft oder Sand – unterliegt dem Wandel und ist deshalb ebenfalls der Lehre von den 5 Elementen unterworfen.

Die 5 Elemente verstehen sich als ordnende Kräfte, welche auf die gesamte Natur wirken. Sie entsprechen auch bestimmten zeitlichen Abläufen, Himmelsrichtungen, Farben, Organen, Emotionen, Nahrungsmitteln und mehr. Tieferes Wissen dazu erfährst du in meinen Seminaren und Workshops.

Die 5 Elemente im Zyklus der Natur

Vielleicht hast du im Zusammenhang mit den 5 Elementen auch schon einmal den Begriff der „5 Wandlungsphasen“ gehört. Damit ist gemeint, dass die Elemente auch einen zeitlichen Ablauf widerspiegeln, der sowohl den Jahreszeiten, als auch den Wachstums- und Entwicklungsphasen eines Menschen entspricht.

Das Element Holz repräsentiert dabei den Frühling bzw. die Kindheitsphase eines Menschen und steht mit dem Wachstum in Verbindung. Der Sommer, sowie die Jugend- und Reifephase eines Menschen wird durch das Element Feuer dargestellt. Alles braucht Zeit zu reifen und zu lernen, damit wir zu dem werden, was wir sind.

Die Erde steht für das Zentrum unseres Lebens. Wir sind in der Lebensmitte angekommen und gehen unseren Beschäftigungen, Bedürfnissen und Wünschen nach. In Bezug auf die Jahreszeiten steht das Element Erde für den Spätsommer, sowie für alle Übergangsphasen (Dojo).

Die Erntezeit und der Herbst finden ihren Ausdruck im Element Metall. Wir sind im zweiten Teil unseres Lebens angekommen und dürfen das, was wir gesät haben, nun ernten. Die Weisheit des Alters und der Winter werden vom Element Wasser repräsentiert. Wir gehen dorthin zurück, wo wir hergekommen sind, sodass Neues entstehen kann.

Die Lehre der 5 Elemente spiegelt den Kreislauf der Natur wider, dem alle Kreaturen unterworfen sind. Aber auch die Abläufe im menschlichen Körper folgen diesem Kreislauf.

Die 5 Elemente und der menschliche Körper

Wie lässt sich die 5-Elemente-Lehre nun auf den Körper umlegen?

Jedes Element entspricht einem Organpaar des menschlichen Körpers, wobei diese nicht exakt den anatomischen Organen entsprechen. Ein Grund dafür ist, dass es den alten chinesischen Ärzten – wie übrigens auch den Medizinern im europäischen Mittelalter – aus ethisch-religiösen Gründen lange verwehrt war, Körper zu öffnen bzw. zu sezieren. Umso erstaunlicher ist das umfassende Wissen, dass die TCM trotz dieser erschwerten Umstände über den menschlichen Körper und seine Funktionen sammeln konnte.

Die Organpaare der TCM bestehen aus je einem Yin- und einem Yang-Organ und sind den 5 Elementen folgendermaßen zugeordnet:

Element Holz: Leber und Gallenblase
Element Feuer: Herz und Dünndarm
Element Erde: Milz und Magen
Element Metall: Lunge und Dickdarm
Element Wasser: Niere und Blase

Jedes dieser Organpaare kontrolliert unterschiedliche Körperbereiche und -funktionen und steht zudem mit bestimmten Emotionen in Zusammenhang. Durch die Zuordnung von Organen und Emotionen lassen sich die Ursachen vieler Erkrankungen ableiten. Unterschiedliche klimatische Bedingungen (z.B. äußere Kälte, Wind, Hitze…) können ebenfalls Krankheit entstehen lassen bzw. diese verstärken oder mildern. Aus der Zuordnung von Organen und Farben lassen sich manche Krankheiten sogar im Gesicht ablesen.

In der TCM werden Krankheiten in der Regel über das jeweilige Organ behandelt. Eine TCM-Behandlung beinhaltet dabei in der Regel auch Änderungen des Lebensstils und der Ernährung.

Nahrung is(s)t Leben: die 5-Elemente-Ernährungslehre

Auch Nahrungsmittel basieren auf den 5 Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, wobei jedes Lebensmittel einer bestimmten Geschmacksrichtung (sauer, bitter, süß, scharf oder salzig) entspricht.

Über eine ausgewogene Ernährung, die individuell angepasst ist, lässt sich der Organismus stärken, sodass sich Krankheiten im Idealfall erst gar nicht ausbreiten können.

Ist eine Krankheit jedoch entfacht, lassen sich Lebensmittel bei der Heilung unterstützend einsetzen. Je nach Art der Symptome und persönlicher Konstitution werden bestimmte Nahrungsmittel dann verstärkt konsumiert, während andere reduziert oder (vorläufig) aus dem Speiseplan entfernt werden.

Über eine ausgewogene Ernährung in Verbindung mit den anderen Teilbereichen der TCM lassen sich erstaunliche Wirkungen und Erfolge erzielen. Als alternative Heilmethode hat die TCM auch in der westlichen Medizin an Anerkennung gewonnen.

Wie funktioniert die TCM in der Praxis?

Egal ob TCM-Neuling oder fortgeschrittener Praktiker: Die TCM-Lehre kann ganz schön verwirrend sein. So ist es oft schwierig zu erkennen, was die Ursache und was die Wirkung ist, woher z.B. eine Krankheit oder ein Mangel kommt und was es zu tun gibt. Wenn du dich intensiver mit TCM-Ernährung auseinandersetzt, wirst du zudem feststellen, dass die Zuordnung der einzelnen Nahrungsmittel zu den Elementen nicht immer eindeutig ist.

Lass dich davon nicht frustrieren. Das Schöne ist, dass die TCM in vielerlei Hinsicht eine individuelle Erfahrungswissenschaft ist, deren Zusammenhänge manchmal nur intuitiv erfasst werden können. Jeder von uns ist unterschiedlich und hat individuelle Bedürfnisse. Lass dich deshalb von der Intuition leiten und probiere verschiedene Dinge aus.

Ich wünsche dir viel Spaß und Freude beim Experimentieren mit den 5 Elementen. Hast du Fragen? Dann schreib mir!

Much love & metta, Helene

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